Blicke werden zu Momenten

Der Bereich unseres schärfsten Sehens beträgt nur wenige Winkelgrade und ist organisch dem Gelben Fleck am Augenhintergrund zuzuordnen. Heften wir z.B. bei einem Text unseren Blick auf die Seitenmitte, bewegen die Augen nicht und versuchen so, den umliegenden Textteil zu entziffern, dann erkennen wir die engen Grenzen des scharfen Sehens. Im täglichen Leben spüren wir davon nichts. Denn wir erfassen die Situation vor uns mit vielen Blicken, der Gesamteindruck ergibt sich aus der Summe erfasster Blicke, unseren Erfahrungen, Erwartungen, Bewertungen, Interpretationen und unwillkürlicher Augenbewegungen. Lücken scheinen nicht zu existieren.

Blicke, die erinnert länger im Gedächtnis bleiben, bekommen mit dem Gemälde einen Zusammenhalt. Ihre Eigenständigkeit behaltend, entfalten sie simultan einen Klang, den keines der Bilder für sich alleine leisten könnte. Sie beeinflussen und unterstreichen sich gegenseitig. Die malerische Interpretation gewichtet zudem. Die verschiedenen Blicke wachsen zu einem Gesamteindruck - dem Moment - zusammen, alle Blicke gemeinsam erzählen eindrücklicher und lebendiger, als es der Darstellung eines Blickes alleine gelänge. mehr ...

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